5000 jähriges Kupferbeil in Zuger Pfahlbau stammt aus der Toskana
Eine Kupferbeilklinge, welche 2008 in der Pfahlbaufundstelle Riedmatt in Zug gefunden wurde, liefert neue Erkenntnisse. Untersuchungen der Zuger Archäologie und der Universität Bern werfen ein überraschendes Licht auf die Bedeutung und Verarbeitung von Metallen in der Jungsteinzeit. Form und Rohmaterial der Zuger Klinge sind mit derjenigen des Beiles von «Ötzi» und einigen Beilklingen aus Gräbern in der Lombardei und der Toskana praktisch identisch. Das bedeutet: Die Verwendung von Kupfer nördlich der Alpen war vor 5000 Jahren entgegen bisheriger Meinung stark durch Impulse aus dem Süden geprägt.
Die kleine, unscheinbare Kupferbeilklinge wurde 2008 anlässlich der Rettungsgrabung in der Riedmatt entdeckt. Die Fundstelle liegt heute rund 800 Meter vom Seeufer entfernt. Der exzellente Zustand der organischen Siedlungsreste führte dazu, dass der Pfahlbau Riedmatt (zusammen mit 110 weiteren Pfahlbauten um die Alpen) im Jahre 2011 zum UNESCO-Welterbe erklärt wurde. Die Grabung ist zudem Bestandteil des Forschungsprojekts «Taphonomy and formation processes in waterlogged sediments» des Schweizerischen Nationalfonds (SNF).
Zuger Beil hat den gleichen «Fingerabdruck» wie Ötzis Beil
Nun gibt sie in zwei wissenschaftlichen Artikeln von Eda Gross, Gishan Schaeren und Igor Villa einige ihrer Geheimnisse preis (Deutsch: «Tugium» Nr. 33 /2017; Englisch: «Archäologische Informationen», 'Early View' der Deutschen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte / Suchhinweis: goo.gl/v5E2yU). «Die Bleiisotopen-Analysen durch Igor Villa am geologischen Institut der Universität Bern haben unsere Vermutungen vollumfänglich bestätigt», sagt Gishan Schaeren, Leiter der Abteilung für Ur- und frühgeschichtliche Archäologie beim Amt für Denkmalpflege und Archäologie. Die Beilklinge aus Zug-Riedmatt stammt wie diejenige des Beils, welches 1991 zusammen mit der Eismumie vom Tisenjoch (besser bekannt als «Ötzi») gefunden wurde, aus der südlichen Toskana. Die Verhältnisse der Bleiisotopen-Werte dieser beiden Klingen sind deckungsgleich. Dieser gemeinsame «Fingerabdruck» und die frappierende Übereinstimmung der chemischen Elementanalyse weisen darauf hin, dass die beiden Klingen bezüglich Datierung, Herkunft und Werkstatttradition in einen vergleichbaren Zusammenhang der Kupferförderung und -verarbeitung im erzreichen Gebiet um Campiglia Marittima und der Colline metallifere in der Toskana gehören.
Wichtiges Puzzleteil in der europäischen Pfahlbauforschung
Die Beilklinge von Zug-Riedmatt wurde vor mehr als 5000 Jahren wahrscheinlich als Opfergabe im Wasser deponiert. Sie ist eine der ganz wenigen sicher datierten jungsteinzeitlichen Kupferbeilklingen Europas. Sie stellt deshalb ein wichtiges Puzzleteil für die europäische Archäologie dar und verdeutlicht eine Vielzahl von kulturellen Verbindungen nach Süden und die Verteilungsnetze von Kupfer vor 5000 Jahren. Diese wirkten bisher eher zusammenhangslos bzw. wurden unterbewertet.
Bildlegenden:
Foto 1: So könnte der Fundort Zug-Riedmatt im Delta der Lorze vor mehr als 5000
Jahren ausgesehen haben (Rekonstruktionszeichnung: Eva Kläui und Eda Gross)
Foto 2: Einblick in Spundwandkasten: Die Fundschichten, in welchen die Klinge 2008
(gelber Pfeil) gefunden wurde, lagen unter sechs Meter mächtigen Aufschüttungen
(Foto: Rolf Glauser)
Foto 3: Die kleine Kupferbeilklinge von Zug-Riedmatt ist abgesehen von wenigen
Kratzspuren auf der Oberseite unbeschädigt. Sie misst 6.5 Zentimeter.
(Foto: Res Eichenberger)
Foto 4: Auf Spurensuche: Archäologen arbeiten mitunter wie Kriminaltechniker.
Normal 0 21 false false false DE-CH X-NONE X-NONE MicrosoftInternetExplorer4 Hier sieht man einen Spezialisten bei der sorgfältigen Entnahme einer Metallprobe.
(Foto: Gishan Schaeren)
Weitere Auskünfte:
Amt für Denkmalpflege und Archäologie
Gishan Schaeren, Abteilungsleiter
Tel. +41 41 728 28 54
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